Was ist Musik der Pflanzen ?

Mal englisch , mal deutsch, aber eigentlich italienisch

Wenn ich im Folgenden von Musik der Pflanzen schreibe und dann plötzlich von Music of the Plants, dann hat das seinen Grund: Music of the Plants ist ein Gerät, entwickelt von der italienischen Damanhur-Gesellschaft. Daher der klangvolle Untertitel Musica delle Piante. Die Wissenschaftler und Künstler dort haben über die Jahrzehnte daran gearbeitet, einen Kommunikationsweg mit Pflanzen aufzubauen. Aus meiner wissenschaftlich-botanisch-philosophischen Sicht heraus, ist das  anders gelungen, als es verkauft wird. Doch dazu gleich mehr. Herausgekommen ist ein Gerät, das es uns ermöglicht der Musik der Pflanzenwelt zu lauschen. Schon erstaunlich: Im Land der Opern machen nun auch Pflanzen Musik. Wenn ich also von der Musik der Pflanzen schreibe, meine ich die Musik die Pflanzen machen und wenn ich vom Music of the Plants schreibe, meine ich das Gerät an sich.

Wie können Pflanzen Musik machen?

Pflanzen leben. Jeder Biologe weiß außerdem, dass sich an den Blättern von Pflanzen ein elektrischer Widerstand aufbaut, wenn man hier Strom messen will. Strom messen kann man, denn es fließt ja Wasser durch die Pflanze und leitfähig ist sie aufgrund dessen auch. Die Erklärung ist stark vereinfacht, aber wenigstens verständlich für alle. Man könnte auch das Wasserpotenzial messen, also wie stark die Pflanze das Wasser nach oben saugt. In der Biologie macht man das auch, aber bei Music of the Plants hat man sich für den elektrischen Blattwiderstand entschieden, damit man nicht einfach nur misst, ob die Pflanze "durstig" ist. Natürlich hängt Wasserstress und Blattwiederstand auch zusammen, aber es finden ja noch mehr Prozesse in einer Pflanze statt, als nur Wassertransport. Dies alles spiegelt sich im elektrischen Potenzial und dem Blattwiderstand wieder.

Das Biofeedback-Verfahren in der Lerntherapie mit den elektrischen Widerstand der Haut.

Das finde ich schon aus der Sicht heraus spannend, da man beim Menschen über den elektrischen Hautwiderstand seinen emotionalen Zustand ableiten kann. Lügendetektortest! Über den elektrischen Hautwiderstand lässt sich auch sagen, wie aufmerksam jemand ist, ob er oder sie sich gut konzentrieren kann. Ich nutze so ein Gerät z.B. in der Lerntherapie: das Bio-Feedback-Verfahren, bei dem man zwei Clips an die Finger bekommt und z.B. einen Schmetterling per "Gedankenkraft" (ist natürlich nicht richtig, wie du nun weißt, denn man steuert ihn über den Hautwiderstand) über den Bildschirm gleiten lassen kann. Analog funktioniert Music of the Plants.

Musik ist immer auch Interpretation

So, nun hat man also einen Wert vom Blattwiderstand nach dem anderen gemessen. Da kommt noch keine Musik heraus, nur eine grafische Auswertung in einer etwas trockenen Zick-Zackkurve. Daher mussten die Damahurer zu jedem Wert noch eine Note zuordnen und jeder weiß, dass eine Oboe anders klingt als ein Klavier und man mit der Wahl des Instruments verschiedenen Stimmungen erzeugen kann. Stimmen erzeugt auch Rhythmus. Es ist also etwas anderes, wenn ich schnell oder langsam spiele. Da der elektrische Widerstand der Blätter kontinuierlich erzeugt wird, würde das beim Abspielen einen Fluss aus aus Tönen erzeugen, die alle ineinander fließe und ein Hintergrundrauschen bilden. Ein Ton braucht Zeit. Daher ist es natürlich etwas anderes, wenn ich 120 Töne die Minute erklingen lassen, oder nur 60, oder nur 30.  Und dann, ganz klar, macht es einen Unterschied, ob ich ein Stück spiele, das auch lauter  Achtelnoten besteht oder nur ganze Noten enthält. Die schöneren Musikstücke haben natürlich beide und noch ein paar mehr. Für Music of the Plants war hier aber die Grenze des Machbaren erreicht und das ist auch gut so, denn die Einstellung, ob ich wenig oder viele Töne hören möchte erinnert mich persönlich am meisten daran, dass die Töne denen man Lauscht nur "punktuelle" Töne sind. Die Musik der Pflanzen ist und bleibt ein Grundrauschen. Dennoch: Am Graphen sieht man, das der Blattleitwiederstand schwankt. An diesen Schwankungen entlang bewegt sich also die Tonleitern und man entscheidet mit welchem Instrument man spielt, welchen Nachhall die Töne habe und wie schnell das Instrument gespielt werden soll. Die Tonhöhe ergibt sich aus dem aktuellen Blattwiderstand. "Wie" etwas klingt, das heißt, welche Emotionen es bei Dir auslöst, ob Du die Musik des Gummibaums eher hektisch oder melancholisch findest, das ist nicht nur Einstellungssache des Gerätes, sondern vor allem menschliche Interpretation!  Ob Dein Gummibaum "glücklich" ist, siehst Du nur, wenn er fleißig weiter wächst. Er ist auf alle Fälle ein lebendiges Wesen, das mit allem in der Umgebung auf seine Weise kommuniziert, wahrscheinlich viel mehr, als wir das erahnen. Aber Du kannst den "Musiktest" durchaus heranziehen, wenn es Dir darum geht, ob Deine Pflanze auf etwas reagiert oder nicht. Allerdings sind dafür Langzeitmessungen/Dauersitzungen erforderlich, denn diese "Sprache" zu lernen, um überhaupt in der Lage zu sein allenfalls Grundzüge zu begreifen und in unser menschliches Denk- und Emotionsschema einzuordnen (falls das überhaupt möglich ist), das dauert lange.

Inspiration zur Philosophie

Nicht traurig sein, wenn ich schreibe, dass Du mit Music of the Plants nicht wissen wirst, ob Dein Baum glücklich ist, oder traurig. Ich bin zwar sehr sensibel für die feinen Botschaften des großen Ganzen und offen für alles, aber meine wissenschaftlichen Wurzeln und meine Denkweise über die Paradigmen hinaus, erinnern mich immer wieder daran, dass wir viel zu schnell sind mit Interpretationen und damit verbundenen Vorurteilen sind. Besonders in unserer heutigen Zeit. Dabei sollten wir erst mal zuhören und unser gegenüber kennenlernen. Auch mal wirken zu lassen und vorher "Nach"zudenken (was für ein unpassende Wort. Warum heißt das nicht vordenken?). Manchmal erkennt man, dass man selbst zu "beschränkt" ist, um mache Dinge und Sachverhalte in ihrer ganzen Größe und in all ihrer Vielschichtigkeit zu erfassen und man sich eingestehen muss, das alles, was man erst mal tun kann: vor diesem Mysterium zu stehen und zu staunen. Das Leben aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Es inspiriert zu philosophieren, Bio-Ethik zu überdenken, eben Paradigmen zu verlassen.  Das ist viel mehr Wert, als zu wissen, ob es der Monstera in der Zimmerecke heute gut geht. So versuche ich,  nichts mehr vorschnell zu bewerten, auch wenn ich mich dabei oft ertappe. Es ist aber auch verlockend :-).  Was ich über den Blattwiderstand definitiv sagen kann: Es tut sich was. Die Pflanze lebt! Sie reagieren auf ihre Umwelt, von der wir ein Teil sind. Sie stehen mit den Wurzeln viel intensiver mit diesem Planeten in Kontakt als wir. Wir wenig haben die emotionale und geistige Größe, auch nur ansatzweise zu erfassen, welche Auswirkungen es mit sich bringt, sein Leben an einem einzigen Fleck zu verbringen, so eng verbunden mit Boden und Luft auf Lebenszeit, abhängig zu sein, von jedem einzelnen Sonnenstrahl. Was also wissen wir schon über Verbundenheit im Vergleich zu einem Baum?  Mich erfüllt das vor allem mit einem: schweigender Demut. 

 

 

Ich hoffe, das war so weit für Dich verständlich. Bei Fragen dürft Ihr mich gern anschreiben, wobei ich nicht der Entwickler des Gerätes bin! Technisch detaillierte Fragen dürfen an Music of the Plants  gestellt werden (auf Englisch).